Als Grafik-Designer arbeite ich bei einer Tageszeitung. In den 25 Jahren, die ich dort tätig bin, habe ich das volle Programm der Digitalisierung miterlebt. Es ist toll, diese heutigen Werkzeuge zu haben. Ich liebe es zu gestalten und es ist immer wieder aufregend, ein fertiges Druckprodukt in den Händen zu halten.
Meinen Ausgleich zur digitalen Welt habe ich vor ein paar Jahren gefunden. Damals habe ich versucht, Motive auf Holz zu übertragen, was mal mehr, mal weniger geklappt hat. So kam ich auf die Idee, Gürtelschnallen aus Holz mit schwäbischen Worten zu bedrucken. Bei der Arbeit an den Stücken entdeckte ich die Vielfalt und Lebendigkeit des Holzes: Je feiner die Bearbeitung, umso stärker kommen die Variationen unserer heimischen Hölzer mit ihrer Bandbreite an Farben und Formen zur Geltung. Holz lebt von seinem Geruch, seinen Farben und seiner warmen Oberfläche.
Erst am Ende kommt zum Vorschein, was die Natur geschaffen hat. Das kann man digital nicht erreichen – auch mit keinem 3-D-Drucker.
Unterschätzt hatte ich am Anfang die Lederbearbeitung. Ich dachte, ich nehme einen Lederriemen und gut ist. Im Laufe der Zeit musste ich feststellen, dass die Industrieware überhaupt nicht zu meinen naturbelassenen Schnallen passte.
Zum Glück gibt es in vor meiner Haustür in Pfullingen einen Weltmarktführer des Lederhandels. Durch gute Beratung und etliche Gespräche entschloss ich mich, die Lederhäute am Stück zu kaufen und selbst zu bearbeiten. Auch hier gilt: Natur pur! Das Leder ist vegetabil gegerbt und wird von Hand geschnitten und weiterverarbeitet. Auch hier bleibt es eine Überraschung, was am Ende herauskommt – ich bin heute noch auf der Suche nach der perfekten Kante (siehe Making of).
Am Ende hat mich die digitale Welt wieder eingeholt: Mit dem Laser kann ich beide Welten verbinden und mein grafisches Wissen nicht nur aufs Papier, sondern auch auf natürliche Objekte bringen.
Also doch:
rustikal und digital!